125 Jahre SPD-Malsch

Veröffentlicht am 21.11.2019 in Ortsverein

Eingestimmt durch das "Bürgerlied", gesungen von der Freundschaft-Concordia 1878 e.V., konnte der OV-Vorsitzende Peter Haas die 125 Jahr-Feier der SPD-Malsch am 10.11.2019 um 10:30 Uhr im Bürgerhaus Malsch eröffnen. Mit diesem Lied wurde an die Tradition der Arbeiterbewegung angeknüpft, ein Impuls der dann 1869 zur Gründung der SPD führte. Haas machte deutlich, dass die SPD in Malsch 125 Jahre alt, aber dennoch eine moderne, zukunftsorientierte Partei sei, dass sie für die Parteienlandschaft eine wichtige Funktion erfülle, die "stolz auf ihre Vergangenheit selbstbewusst in die Zukunft" blicken könne.

In seiner offiziellen Begrüßung verwies Peter Haas auf die Referenten und ihre Beiträge: Bürgermeister Elmar Himmel, den SPD Kreisvorsitzenden Christian Holzer, den historischen Abriss der SPD Malsch durch Dr. Clemens Rehm und die Analyse des aktuellen politischen Geschehens durch den Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, sowie den musikalischen Vortrag von Stefan und Merit Tiede.

 

Freundschaft-Concordia 1878 e.V singt das "Bürgerlied" zur 125 Jahr-Feier der SPD-MalschMit dem anschließenden Wanderlied "Freiheit wir folgen dir" wurde deutlich, dass die "Wanderbewegung" ähnlich wie die "Sportbewegung" und die "Naturfreunde" in Zeiten politischer Diskriminierung "unverfängliche" Organisationsformen darstellten, die der "Obrigkeit" unverdächtig erschienen. Im Anschluss ehrte Haas langjährige Parteimitglieder: Gerhard Bitter, Helmut Wehr, Henner Klages, Christoph Klein, Ida Kühn, Thomas Schick, Albin Münch, Manuela Fehr, Michael Fischer, Alex Beichel, Julian Harlacher, Nils Kistner. Den engen Schulterschluss mit der Gemeinderatsfraktion bestätigte er mit den Worten: "Die drei SPD-Fraktionsmitglieder sind fest im Ortsverein verwurzelt und wir stehen solidarisch hinten ihnen."

Bürgermeister Elmar Himmel führte in seinem Grußwort aus, dass die im Wahlprogramm 1999 geforderten Ziele größtenteils realisiert werden konnten. Er sprach von einer "guten Vorarbeit für die Veränderung des alltäglichen Lebens" durch die SPD. Gegen die von Ralf Dahrendorf kritisierte "Erschöpfung" der Sozialdemokratie durch das Erreichen sozialer, wirtschaftlicher und politischer Ziele und das damit Konservativ werden der Partei forderte er eine Diskussion von neuen, attraktiven Zielvisionen. Diese benötige die Sozialdemokratie, um wieder in neuen Politikfeldern handlungsfähiger zu werden. Himmel hielt auch fest, dass die Partei viele Herausforderungen gemeistert habe,  so betonte er die Standhaftigkeit der SPD gegenüber dem "Ermächtigungsgesetz" 1933, woraus er die Forderung postulierte, dass die SPD sich weiterhin für ein faires Miteinander in der repräsentativen Demokratie einsetzen müsse. Nur so könne sie das 21. Jahrhundert mit zielführenden Impulsen gestalten.

Der SPD-Landkreisvorsitzende Christian Holzer dankte den anwesend Engagierten für ihren Einsatz in der alltäglichen Kommunalpolitik. Er betonte, dass trotz des Umfragetiefs der SPD diese doch immer eine progressiv-fortschrittliche Kraft dargestellt habe, deren Diskussion über eine gelingende Zukunft Mut und Hoffnung verbreite. Wenn die Parteimitglieder diese zukunftsweisenden Impulse leben, so würde dieses Feuer auch als Funke überspringen, da war sich Holzer sicher. Dennoch seien noch viele Herausforderungen zu meistern: Stadtentwicklung, demografischer Wandel, Altersarmut, digitale Transformation der Gesellschaft, Strukturwandel (Mobilität, Wohlstand, soziales Netz). Warnend merkte er an, dass die SPD ein "Bollwerk der Demokratie" sein sollte und sich der schleichenden Entdemokratisierung, Verunsicherung sowie den Fake-News durch Leidenschaft und Lust an der politischen Arbeit entgegenstemmen müsse.

Damit sich diese Gedanken setzen können, präsentierten das Vater-Tochter-Duo Stefan und Merit Tiede die Lieder Bella Chiao und Bandera Rossa, was mit großem Beifall beantwortet wurde.

Danach trat Dr. Clemens Rehm ans Pult und begann mit einem fiktiven Dialog die Zuhörer einzufangen: "Papa, warum hast Du heute frei…" "Warum feiern wir…"So konnte er geschichtliche Ereignisse, hier den Kampf um den arbeitsfreien Samstag im fiktiven Dialog deutlich machen und er machte klar, dass wir Geschichte zwar nicht ändern, aber Erinnerungen gezielt auswählen können. "Markante Momente" könnten "Inspiration" und damit zu einer gewissen "Zukunftsqualifikation" werden. So machte Rehm auch deutlich, dass historische "Leerstellen" durch den Blick aus anderen Perspektiven gezielt überbrückt werden können. Dies verdeutlichte er am Beispiel des von den Nazis als Altpapier am 11.4.1935 eingestampften Archivs der SPD Malsch, der Blick aus der Überwachung durch die Polizei jedoch vermag hier Namen, Ereignisse und Handlungsweisen der Malscher SPD-Mitglieder zumindest teilweise erhellen. So finden sich die Namen der 17 Gründungsmitglieder und das Statut in den Akten der für die Vereinsüberwachung zuständigen Polizei. Die Gründung des "Wahlvereins für Malsch und Umgebung" am 4.2.1894 konnte er anhand eines Dokuments belegen.

"Orts-Bereisungs-Protokolle" der Landes-Verwaltung zeigen die Verdoppelung Arbeiterschaft in Malsch von 1984 bis 1897 auf 400 Männer; 1897 sind dann auch die ersten 20 pendelnden Arbeiterinnen erwähnt. Dies ist die Gruppe, in der die ersten Sozialdemokraten zu vermuten sind. Aus den Bahnakten wisse man auch von den "Arbeiterzügen" nach Karlsruhe, die in Malsch erreicht werden mussten und dass die Hälfte der Arbeiter in Karlsruhe arbeitete. Dennoch seien noch viele Geschichten aus dem sozialdemokratischen Arbeitermilieu der Jahrhundertwende unerzählt. Hier gelte es bei Gewerkschaften, Bildungsorganisationen, AWO, Kleintierzüchtervereinen, Arbeitergesangsvereinen ("Freundschaft" 1908), Radfahrerclubs und anderen "Tarnorganisationen" weiter zu suchen. Desweiteren betonte Rehm die starke Verbreitung kommunistischer Parteisympathisanten vor allem in Waldprechtsweier, wo die KPD bei Wahlen häufig mehr Stimmen bekam als die SPD. Diese stemmten sich ebenso wie die SPD (Ludwig Marum und Otto Wels) gegen die "legale" Aushöhlung der Weimarer Demokratie und das "Ermächtigungsgesetz". In der Weimarer Republik haben die Nationalsozialisten in Malsch nie die Mehrheit gewonnen. So standen 1799 abgegebenen Wähler-Stimmen für die Weimarer Koalition gegen 718 Stimmen der NSDAP. Dies mag auch ein Hinweis sein, dass in der schon von BM Himmel angesprochen Pogromnacht am 9.11.39 Parteimitglieder von außerhalb Malsch geholt werden mussten, um die Synagoge in Malsch zu zerstören. So anderweitig dokumentiert, finden sich auch Hinweise auf das Verbot des Arbeitersportvereins "Roter Sport" und des Erwerbslosenausschusses "Rote Hilfe". Dass die Fahne des AGV im Rathaus abgegeben werden musste, hat die Rathausverwaltung akribisch vermerkt. So finden sich in anderen Archiven Vermerke über die Jahre des Neuanfanges der SPD 1945, die Reform der SPD durch das Godesberger Programm 1959. Auch auf die Reihe der SPD-Bürgermeister in Malsch: Hirth, Süß und Himmel ging Rehm ein, der damit die Bedeutung der SPD für Malsch als Ort der Demokratiegeschichte umriss.

Der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Mentrup begann seine Rede mit - bei einem Besuch in Malsch - persönlich Erlebtem: Der Renaturierung des Federbaches und die Besuche in der Gemeinschaftsschule, die er als Staatssekretär im Ministerium für Kultus und Sport als "gelungen" bezeichnete. Seine Gegenwartsanalyse basierte auf drei Gedanken.

Die Problemanalyse müsse in der SPD wieder stärker zu neuen, visionären Zukunftsperspektiven führen, zu innovativen, modernen Problemlösungen. Dieser Zukunftsoptimismus müsse sich auch an den Zukunftsthemen u.a. der Mobilität jenseits von ständigem Wachstum abarbeiten.

Die Internationalität der SPD, schon vor dem Ersten Weltkrieg als "Vereinigte Staaten von Europa" gefordert, müsse weiterhin der gesellschaftlichen Solidarität und Versöhnung verpflichtet bleiben, dies in den Spuren von Willy Brandts Ostpolitik, der Versöhnung nach Osten.

Die SPD müsse, so Mentrup, stärker auf Selbst-Hilfe und Selbst-Organisation bauen. Nicht nur Politik für andere Interessen, sondern für Betroffene, um wieder Mehrheiten zu gewinnen. Fußend auf humanistisch-sozialistischen Werten  Freiheit, Rechtstaatlichkeit und Solidarität forderte er Politik zu gestalten für "uns selbst" und "für andere". Dies hieße, Betroffenheit aktivieren und neue Kommunikationswege finden, um Interessierte auch wirklich zu erreichen. Dies erfordere Mut, Optimismus und Leidenschaft, um jenseits von Vergangenheit neue Antworten auf aktuelle Probleme zu finden. „Friday for Future“ zeige, so Mentrup, dass politisches Gestalten Spaß, Vergnügen und Belebung mit sich bringe. Nichts komme von selbst, die eigenen Antworten in der Vorwärtsbewegung zu finden, könne wieder in eine Erfolgsgeschichte münden.

Zum Abschluss der 125 Jahr-Feier der SPD-Malsch wurde von allen "Wann wir schreiten Seit' an Seit'" gesungen. Danach lud der OV-Vorsitzende Peter Haas die Mitglieder und Gäste zu einem kleinen Imbiss und Umtrunk mit anregenden Gesprächen im Foyer und der musikalischen Begleitung der Gruppe Taktlos ein.

Dr. Helmut Wehr, 17.11.2019

 
 

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